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Über IJM
Die Verbreitung, die Gefahr und das Ausmaß des Menschenhandels und der Arbeitsausbeutung von Kindern in der Fischereiindustrie des Volta-Stausees sind durch Hunderte von Zeugenaussagen von Betroffenen gut belegt und wurden von den ghanaischen Behörden, den Vereinten Nationen, akademischen Studien und von den Medien dokumentiert. Kinder werden gezwungen, stundenlang – häufig auch nachts – auf dem See zu arbeiten und tief unter Wasser Fischernetze zu entwirren. Dabei werden sie kontrolliert durch körperliche Gewalt, Drohungen und das Vorenthalten von Nahrung. Sie leben in der ständigen Gefahr, sich zu verletzen oder sogar zu ertrinken. Zahlreiche Betroffene haben sich selbst zu den Misshandlungen, die sie erlebt haben, geäußert. Die ghanaischen Behörden haben sich verpflichtet, Maßnahmen zu ergreifen, um Menschenhandel und ausbeuterische Kinderarbeit zu beenden.
Anita Budu, Landesdirektorin von IJM Ghana mit Kofi*, der am Volta-Stausee ausgebeutet wurde
Das Team von IJM Ghana besteht in Leitung und Mitarbeitenden aus ghanaischen Staatsangehörigen. Sie unterstützen die lokalen Behörden dabei, Betroffene von Menschenhandel und Ausbeutung in Sicherheit zu bringen und Täter/-innen nach geltendem ghanaischem Recht zur Verantwortung zu ziehen. Gemeinsam stehen sie Betroffenen zur Seite, um ihnen zu helfen, physische und psychische Traumata zu überwinden.
IJM unterstützt die ghanaische Polizei und die Behörden bei ihren Bemühungen, den Kinderhandel zu unterbinden. Entscheidungen darüber, wann Kinder in Sicherheit gebracht werden, sowie über Verhaftungen und Strafverfolgung werden aber ausschließlich von den ghanaischen Behörden getroffen. IJM unterstützt das ghanaische Sozialamt bei der Beurteilung und Versorgung der betroffenen Kinder in Bezug auf ihr physisches und psychisches Wohlergehen. Über 90 Prozent der von IJM betreuten Kinder wurden unter der Aufsicht und Anleitung des Sozialamts mit Familienmitgliedern zusammengeführt, die keine Gefährdung für die Kinder darstellen.
IJM arbeitet Hand in Hand mit Betroffenen und mit von Betroffenen geführten Aktivismusgruppen in Ghana, die sich gegen den Menschenhandel und die Ausbeutung von Kindern einsetzen. Außerdem schulen wir unsere Partner darin, einen traumainformierten Ansatz in das Justizsystem zu integrieren, um angemessen auf Kinderhandel reagieren zu können.
Seit 2022 patrouillieren Boote der ghanaischen Polizei auf dem Volta-Stausee, um den Schutz von Kindern in Sklaverei durch Ermittlungen, Drohneneinsätze und direkte Befreiungen zu erhöhen. Mit diesem Pilotprojekt von IJM entstand erstmalig eine aktive Polizeipräsenz auf dem See. Die Besatzungen der Patrouillenboote bestehen aus einer zehnköpfigen Eliteeinheit, die gemeinsam von IJM und der Polizei in der Bekämpfung des Menschenhandels, einschließlich in Ermittlungsmethoden und der Erstbetreuung betroffener Kinder geschult wurde. Vier Patrouillenboote konnte IJM an die ghanaische Polizei übergeben.
Schon innerhalb von fünf Monaten nach Einführung der Bootspatrouillen konnte die Polizei acht Kinder auf dem Volta-Stausee in Sicherheit bringen und vier Täter verhaften. Zwar gibt es in den Städten rund um den See Polizeistationen, doch viele Regionen am Ufer und Inseln des Sees sind von direkter polizeilicher Hilfe abgeschnitten. Mit der strategischen Positionierung der Bootseinheit in Krachi - einem wichtigen Transitpunkt für die Fischerei auf dem Volta-Stausee - markiert das Programm nicht nur einen entscheidenden Schritt zur Stärkung der Strafverfolgung auf dem See. Es signalisiert auch die entschiedene Bereitschaft der ghanaischen Polizei, Sklaverei und Kinderhandel in der Volta-Region zu beenden.
In einer von IJM in Auftrag gegebenen Studie aus dem Jahr 2022 fanden Forschende der University of Massachusetts Lowell, der University of San Diego und Kantar Ghana heraus, dass 38 % der Kinder in den Gemeinden um den Volta-Stausee mutmaßlich von Menschenhandel betroffen sind. Weiter 45 % der Kinder arbeiten wahrscheinlich unter ausbeuterischen Bedingungen.
Im Jahr 2014 stellte das Statistische Amt von Ghana in einer Studie zu Kinderarbeit fest, dass in den drei Regionen um den Volta-Stausee jedes dritte Kind Kinderarbeit verrichtet und 87,3 % dieser Kinder misshandelt werden.
In einer Studie von Free the Slaves von 2016 wurden Kinderhandel und Ausbeutung in sämtlichen 20 Gemeinden in der Volta und Central Region festgestellt. 35 % der Haushalte hatten Kinderhandel oder Ausbeutung erlebt.
Eine von IJM durchgeführte Erhebung von 2013 ergab, dass fast drei Viertel der Kinder, die bei der Arbeit am See beobachtet oder befragt wurden, 12 Jahre alt oder jünger waren.
In einer qualitativen Studie der Universität Ghana aus dem Jahr 2015 wurden zahlreiche Formen der Gefährdung von Kindern festgestellt, darunter "Hunger, Schlafentzug, Nichtbereitstellung von Kleidung und medizinischer Versorgung sowie Verweigerung des Zugangs zu Bildung".
Im Jahr 2003 ergab der Bericht über Kinderarbeit in Ghana, dass in den an den Volta-Stausee angrenzenden Regionen etwa 36.600 Kinder in der Fischerei arbeiteten.
Das Ghana Survivor Network (Ghanaisches Netzwerk Betroffener) ist Teil des Global Survivor Network, einer Gruppe von Betroffenen, die weltweit eine Bewegung für den Schutz gefährdeter Gruppen vor Gewalt anführen. Das Netzwerk in Ghana umfasst inzwischen mehr als 50 Mitglieder.
Eine der lokalen Gruppen wurde letztes Jahr in Anyamam gegründet und von den Aktivist/-innen "Hope in Freedom“ (Hoffnung in Freiheit) getauft. Die Gruppe stammt aus einem Gebiet, das als Hotspot für Kinderhandel bekannt ist. Aber die Aktivist/-innen sind entschlossen, dieses Bild ihrer Gemeinde zu ändern. "Wir haben so lange im Stillen gelitten, aber wir haben überlebt", sagt der Koordinator der Gruppe, Dortumor Wisdom.
„Durch unsere Befreiung bekamen wir unsere Hoffnung zurück, in Freiheit leben und unsere eigenen Ziele verfolgen zu können. Daher tragen wir eine Verantwortung dafür, sicherzustellen, dass kein Kind durchmachen muss, was wir erlebt haben.“
Der Projekt wurde gemeinsam ins Leben gerufen von der Bezirksversammlung von Ada West, des Amts für soziale Wohlfahrt (DSW) von Ada West, des örtlichen Kirchenrats von Anyamam, des Kinderschutzausschusses der Gemeinde (CCPC) und von IJM.
Hier sind zwei Mitglieder des Ghana Survivor Network, die uns berichteten, was sie erlebt haben:
*Zum Schutz der Betroffenen verwenden wir ein Pseudonym
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