ashi* war erst fünf Jahre alt, als sie von ihrer Familie geraubt wurde. Zehn Jahre lang wurde sie als Haussklavin von einem Mann namens Naresh* und seiner Familie ausgebeutet. Doch sie wurde befreit. Heute erzählt sie ihre Geschichte, um andere Kinder vor Sklaverei zu schützen.
Kindheit in Ausbeutung und Einsamkeit
„In Nareshs Haus musste ich hart arbeiten – Waschen, Abspülen, Putzen und alle Wünsche der Familie erfüllen. Ich war noch ein kleines Kind und manchmal bekam ich großes Heimweh. Ich fragte mich, wann ich wieder nach Hause gehen dürfte. Aber immer wenn ich weinte, sperrten sie mich in einen dunklen Wandschrank, manchmal einen ganzen Tag lang, ohne etwas zu essen oder zu trinken.
Wenn ich wagte, zu widersprechen oder mich weigerte, zu arbeiten, schlugen sie mich. Ich durfte das Haus nicht verlassen und mit niemandem außerhalb der Familie sprechen. Für mich gab es keine Freunde, keine Schule, keine Geburtstage. Ich hatte kein Leben.

Manchmal kam Nareshs Bruder mit seinen Söhnen vorbei. Die Söhne belästigten mich sexuell. Auch wenn ich versuchte, mich zu widersetzen, zwangen sie sich mir auf. Sie sagten, dass mir niemand glauben würde, wenn ich um Hilfe rufe. Und sie hatten recht. Wer würde mir glauben? Wer würde mir zuhören und zu mir halten? Mit 15 Jahren war ich schon mehrmals vergewaltigt worden.“

In Kalkuttas Rotlichtbezirk verkauft
Etwa zu dieser Zeit entdeckte Kashi ein anderes dunkles Geheimnis der Familie. Ihre Verbindungen reichten bis in den Untergrund des illegalen Sexhandels von Kalkutta. Nareshs Frau brachte Kashi nach Sonagachi, einem der größten Rotlichbezirke der Welt. Bis zu 6000 Frauen sollen dort in Prostitution arbeiten. Manche Schätzungen gehen sogar noch weit über diese Zahl hinaus. In ganz Indien sollen nach Behördenangaben 1,2 Millionen verschleppte Kinder im Sexhandel ausgebeutet werden.
„In Sonagachi sah ich andere Mädchen, die so alt waren wie ich. Sie sprachen mit älteren Männern und handelten Preise aus. An diesem Tag wurde ich zum zweiten Mal verkauft. Dieses Mal an ein Bordell. Ich fing an zu weinen, ‚Bitte lasst mich hier weg! Ich will diese Arbeit nicht tun!‘ Aber ein paar Stunden später kam der erste „Kunde“. Danach kamen 15 bis 20 Männer jeden Tag. Wenn ich mich weigerte, wurde ich mit Stöcken oder anderen Dingen geschlagen.

Aber Kashi wurde gefunden: Zwei IJM Mitarbeiter, die routinemäßig in dem Bordell ermittelten, erkannten, dass sie minderjährig und in den Sexhandel verkauft worden war.
So konnte IJM Kashi befreien
„Nach mehreren Monaten an diesem finsteren Ort kamen die Polizei und IJM und holten mich aus dem Bordell heraus. Sie sagten mir, dass ich in Sicherheit sei, aber ich vertraute niemandem mehr. Ich dachte, ich würde vielleicht ein drittes Mal verkauft werden.“
Erst die hingebungsvolle Betreuung in einer Nachsorgeeinrichtung half Kashi zu begreifen, dass sie tatsächlich aus den Händen von Nareshs Familie befreit war.
„Die Sozialarbeiterinnen von IJM besuchten mich regelmäßig, um mit mir zu reden. Sie glaubten mir, wenn ich ihnen erzählte, was mir passiert war. Sie halfen mir, vor Gericht gegen die Leute aus dem Bordell auszusagen, auch wenn es sehr schwer für mich war. Alleine wäre ich niemals so weit gekommen. Meine Freunde von IJM haben so viel dafür getan, dass ich mich sicher fühlen konnte. Durch ihre Unterstützung fühle ich mich nie alleine."
So begleitete IJM Kashi während ihrer Therapie

„In mir brennt ein Feuer, wenn ich an das Vergangene denke. Ich höre Stimmen, die mir aus diesem Feuer zurufen: ‚Du musst kämpfen. Du musst auch andere Mädchen retten.‘ Auch ich muss jetzt den Kampf führen, die Gesellschaft zu verändern und andere Kinder zu schützen. Ich weiß, dass ich diesen Kampf gewinnen werde.
Die Welt soll mich nicht als ein Mädchen kennen, dem etwas Schlimmes widerfahren ist. Sie soll mich als ein Mädchen kennen, das ihr finsteres Schicksal bezwungen hat. Mein Name ist Kashi. Ich gehe erhobenen Hauptes voran und werde niemals mehr meinen Blick sinken lassen. Das ist die Frau, die ich heute bin.“

Schließe Dich Kashis Kampf an. Hilf mit, Mädchen in Sicherheit und Freiheit zu führen, die Missbrauch und Sexhandel zum Opfer gefallen sind.
* Zum Schutz der Persönlichkeit verwenden wir Pseudonyme.