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Geoffrey: "Bitte befreit meine Freunde!"

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Geoffrey:

"Bitte befreit meine Freunde!"

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hana - Hinter der Befreiung von Esther und weiteren Kinder aus der Sklaverei am Volta-Stausee steht ein Junge. Geoffrey wurde selbst erst wenige Stunden zuvor durch IJM befreit. Noch auf dem Rettungsboot, das ihn in Sicherheit brachte, bat er einen IJM Ermittler, zurückzufahren und nannte zehn Namen von weiteren betroffenen Kindern. So kam es dank Geoffrey innerhalb von 24 Stunden zur nächsten Befreiung.

Ein Sohn wird vermisst

Geoffreys Familie war sehr arm und das Geld reichte jeden Tag nur für das Nötigste. Als der Junge neue Schulmaterialien brauchte, bot eine Freundin der Familie Hilfe an und nahm ihn mit in die nächste Stadt. Er kehrte nicht zurück. Drei Jahre später hörten die Eltern von Bekannten, dass Geoffrey in einem Dorf am Volta-Stausee gesehen wurde. Mit neuer Hoffnung, ihren Sohn wiederzusehen, informierten sie die Polizei. Diese bat IJM um Unterstützung und zusammen gingen sie dem Hinweis nach.

Geoffrey wurde für 900 Dollar verkauft

Ermittler von IJM fuhren mit dem Boot auf den Volta-Stausee und fragten dort einige Fischerjungen, ob sie Geoffry kannten. Bald fanden sie einen jungen Mann, der sie mit der Polizei zu Geoffrey führte. Sie fanden ihn mit seinem „Chief“ beim Fischen. So nannte Geoffrey jenen Mann, der ihn für etwa 900 US-Dollar von einer Menschenhändlerin gekauft hatte und ihn seitdem zu harter, gefährlicher Arbeit verpflichtete. Die Polizei verhaftete den Mann und Geoffrey wurde auf einem separaten Boot in Sicherheit gebracht.

„Da sind noch mehr Kinder und sie leiden mehr als ich.“

Bei der Bootsfahrt fragte ein Ermittler, wie es dem inzwischen 19-jährigen Geoffrey ging. „Ich sagte ihm, ich bin okay“, erinnert sich Geoffrey, „aber da sind noch mehr Kinder. Sie leiden mehr als ich. Bitte fahrt zurück!“ Am Ufer angekommen, schrieb Geoffrey eine Liste mit zehn Namen. Auf einer Karte zeigte er ihnen die Insel, wo er mit ihnen gelebt hatte. „Ich habe ihr Alter, ihr Aussehen und ihre Größe genau beschrieben, damit sie die Kinder und einige junge Männer schnell finden. Sie litten sehr unter der Gewalt,“ erzählt Geoffrey.

Planung der nächsten Befreiung innerhalb weniger Stunden – mit Geoffrey

Wenige Stunden später berief die Polizei mit IJM ein Treffen ein, um zu prüfen, ob eine schnelle Befreiung der Kinder möglich war. „Wir rechneten damit, dass durch die Verhaftung des „Chiefes“ seine Frau, sein Bruder sowie weitere Komplizen, die Geoffrey erwähnt hatte, alarmiert waren“, sagt Ermittler P. „Wie gewaltsam waren die Täter/-innen? Und wie konnten wir die Kinder auf der Insel schnell finden, während die Polizei nach den Täter/-innen suchte?“, beschreibt Ermittler S. die Diskussionen mit der Polizei. „Dann wurde uns klar, dass uns niemand besser helfen konnte als Geoffrey. Wir wussten, dass das eine heikle Bitte an ihn war, denn seine eigene Befreiung lag erst wenige Stunden zurück und noch waren nicht alle Täter/-innen gefasst. Wir erklärten Geoffrey die Risiken und er sagte ohne mit der Wimper zu zucken: „,Lasst uns losfahren!‘“

Alle Kinder mussten sich verstecken, sogar im Schulunterricht

Als die Polizei mit IJM an einem Vormittag die Insel betrat, hatte die Frau des „Chiefes“ das Boot aus der Ferne schon kommen sehen. Sie hatte alle Kinder zusammengerufen und ihnen unter Androhung von Strafe befohlen, sich zu verstecken. Vier Kinder meldete ein Komplize schnell in der kleinen Schule der Insel an. Dort würde die Polizei als Letztes suchen, weil Kinder in Sklaverei nicht zur Schule gehen, sondern auch in der Schulzeit arbeiten müssen. So fanden die Polizei und IJM zunächst kein Kind, das Geoffrey beschrieben hatte. Die Polizei drohte den Dorfältesten, dass sie verhaftet würden, wenn sie nicht mithelfen, die Kinder zu finden. Schließlich gaben sie nach. Die vier schnell angemeldeten Kinder in der Schule wurden durch ihre Hilfe identifiziert.

Geoffrey findet und tröstet die verängstigten Kinder

Geoffrey lief mit den Ermittlern durch das Dorf. Auch in so manchem Versteck fand er die Kinder. „Er führte uns zu jedem einzelnen Kind. Sie hatten große Angst, weil die Frau von ihrem „Chief“ ihnen gesagt hatte, dass die Polizei böse ist. Doch Geoffrey beruhigte sie und führte sie zum Rettungsboot der Polizei“, erzählt Ermittler S. Drei junge Erwachsene, fünf Jungen und zwei Mädchen wurden befreit, darunter auch Esther.

Mutmaßliche Täter/-innen wegen Kinderhandel angeklagt

Auf der Insel kann die Polizei zwei weitere Verdächtige verhaften, darunter die Frau des „Chiefes“. Sie wurden verhört und in Untersuchungshaft genommen. Parallel dazu wurden die Kinder befragt, sodass eine Anklage vorbereitet werden konnte. Die Verdächtigten wurden nach 48 Stunden auf Kaution freigelassen, müssen sich aber bis heute vor Gericht für ihre Taten verantworten. Das Gericht hörte aufmerksam den Zeugenaussagen der Kinder zu, die dazu führten, dass es sich nicht allein um einen Fall von Kinderarbeit, sondern auch von Kinderhandel handelt. Fälle von Kinderhandel haben ein deutlich höheres Strafmaß in Ghana. Noch stehen die Urteile aus.

IJM Ermittler/-innen konnten mit der Polizei später auch die Menschenhändlerin finden, die über zehn Jahre Geoffrey, Esther und viele andere Kinder verschleppt und verkauft hatte.

Endlich wieder Zeit zum Spielen und Schlafen

Unmittelbar nach der Befreiung wurden die Kinder und jungen Erwachsenen medizinisch versorgt. Viele hatten einen gravierenden Eisenmangel und Infektionen. Bevor die weitere Nachsorge und psychosoziale Begleitung für die Kinder geprüft und organisiert wird, werden alle Kinder in eine Übergangseinrichtung untergebracht.

„In den ersten Stunden nach der Befreiung sind die Kinder noch schüchtern und ängstlich. Wenn sie dann duschen, frische Kleidung anziehen und gegessen haben, sind die meisten wie ausgewechselt“, sagt Ermittler P. „Ein Junge zeigte mir stolz sein neues Shirt, ein Fußballtrikot. Er strahlte als ob er im Lotto gewonnen hätte.“

Neuigkeiten von "Geoffrey"

Geoffreys richtiger Name ist Godwin. Ein Pseudonym, um seine Identität zu schützen braucht er heute nicht mehr. Noch immer voller Freude erinnert sich Godwins Tante an seine „triumphale“ Rückkehr nach Hause: „Es war wie auf einem riesigen Festival. Die Ältesten der Stadt, die Würdenträger, alle Leute aus der Gemeinde, der ganze Ort war voller Menschen, die ihn begrüßen wollten.“

Lernen zu können war für Godwin, den Bücherwurm – wie er sich selbst gerne bezeichnet – schon immer das Schönste. Zurück in der Schule ist er heute ein Vorbild für viele seiner Freunde und er ist beliebt bei seinem Rektor, den Lehrern und seinen Mitschülern. Endlich hat er seine Schulbücher wieder, die ihm so viel bedeuten. Voller Hingabe verfolgt er seinen großen Traum, Arzt zu werden.

Ermittler/-innen von IJM sind jeden Tag auf dem Volta-Stausee und suchen nach Kindern, die in Sklaverei festgehalten werden. Deine Spende schenkt Befreiung für Kinder wie Godwin, Esther und so viele andere, deren Namen wir noch nicht kennen. Danke, dass du uns dabei hilfst.

(*Pseudonym)

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