in Schicksalsschlag stürzte Suriyas Familie in existenzbedrohende Schulden. Um seine Mutter und Geschwister unterstützen zu können, sollte der 10-Jährige als Ziegenhirte arbeiten. Doch er wurde gefangen gehalten und rücksichtslos ausgebeutet. Suriya war allein und sah keinen Ausweg mehr. Doch dann kam es zu einer entscheidenden Begegnung.
Suriya lebte als unbekümmerter Fünftklässler in einem kleinen Dorf seiner Heimat in Südasien. Nach der Schule spielte er, wie jedes andere Kind, am liebsten jeden Tag mit seinen Freunden. Eines Tages, so malte er es sich aus, wollte er Pilot werden.
Innerhalb nur weniger Monate sollten seine Träume jedoch in unerreichbare Ferne rücken.
Eine Naturkatastrophe führt zur Tragödie
Als ein verheerender tropischer Wirbelsturm das Haus von Suriyas Familie zerstörte, wurde sein Vater so schwer verletzt, dass er einige Tage später im Krankenhaus verstarb. Suriyas Mutter Chithra hatte keinerlei Ersparnisse, um für die Behandlungskosten und dann die Beerdigung ihres Mannes aufzukommen.
Ein wohlhabender Viehbesitzer aus einem Nachbarort, namens Mahalingam, bot ihr ein Darlehen an, um die Kosten von 36.000 Rupien (etwa 420 Euro) zu begleichen. Im Gegenzug sollte Suriya mit ihm gehen und die Schulden als Ziegenhirte abarbeiten.
Der verzweifelten Chithra blieb keine andere Wahl, als das Darlehen anzunehmen - im Tausch gegen die Freiheit ihres Sohnes. So begann Suriyas Leben in Schuldknechtschaft.
Leben in Angst und Einsamkeit
Nach der Beerdigung seines Vaters drehte sich Suriyas Leben nur noch um die Ziegenherde, die er zu versorgen hatte. Jeden Tag musste er vor Sonnenaufgang aufstehen, um ganz alleine die 200 Tiere über die Felder zum Grasen zu treiben. Nicht selten lief er kilometerweit unter der sengenden Sonne, um frische Weiden zu finden.
Ein wässriger Reisbrei war meistens die einzige Mahlzeit, die Suriya von Mahalingam erhielt. Wenn eine der Ziegen verloren ging, bekam der Junge so lange nichts zu essen, bis er das Tier wiedergefunden hatte.
Suriya lebte in ständiger Angst davor, etwas falsch zu machen und dafür von Mahalingam beschimpft und geschlagen zu werden. Nachts schlief er auf den Feldern zwischen den Ziegen, umgeben von Schlangen, Skorpionen und Insekten, oft durchnässt von Regen.
„Zuerst hatte ich Angst, aber dann sah ich ein, dass mein Leben jetzt immer so bleiben würde, ohne Ausweg,“ erzählt Suriya heute. „Ich fürchtete mich vor dem Einschlafen, weil ich nicht davon träumen wollte, wie mein Leben früher einmal war.“
Eine folgenreiche Begegnung
Eines Tages, als Suriya seine Herde auf eine Weide führte, sprach ihn ein Fremder an und erkundigte sich freundlich nach seiner Arbeit. Der Fremde war ein verdeckter Ermittler von SHED, einer der lokalen Partnerorganisationen, die IJM schult, um Menschen in Ausbeutung und Schuldknechtschaft zu finden und zu befreien.
Mit den Erkenntnissen des Ermittlers alarmierte SHED die lokalen Behörden, um Suriyas Fall gemeinsam nachzugehen. Einige Tage später fanden sie den Jungen in der weitläufigen Landschaft wieder und brachten ihn in Sicherheit.
Der Ziegenbesitzer Mahalingam wurde von der Polizei in Gewahrsam genommen. Auf eine richterliche Anweisung hin musste er Suriyas Familie eine Entschädigung von 50.000 Rupien (etwa 580 Euro) zahlen.
Der zuständige Richter entschied außerdem, ein Verfahren wegen Ausbeutung eines Minderjährigen gegen ihn einzuleiten. IJM wird Suriya und seine Familie mit einem Rechtsbeistand durch den Prozess begleiten.
Träumen in Freiheit
Heute ist Suriya glücklich, wieder bei seiner Mutter und seinen drei Geschwistern zu sein. Er hat zurückgefunden zu seinem unbekümmerten und hoffnungsvollen Wesen von früher. Endlich kann er wieder mit seinen Freunden spielen und in die Schule gehen.
„Als ich Suriya das erste Mal sah, wirkte er eingeschüchtert und tief betrübt,“ erinnert sich SHED Ermittler Jai. „Aber in der Nachsorge hat er gelernt, Vertrauen zu fassen und wieder Kind zu sein. Er will sich mutig dem Leben stellen und seinen Träumen nachjagen, Pilot oder Polizist zu werden. Sein unermüdlicher Antrieb ist eine Inspiration für mich.“
IJM und SHED unterstützen Suriyas Familie dabei, das Trauma durch den Tod des Vaters und die Erfahrung der Ausbeutung zu überwinden. Mit staatlichen Zuwendungen und einer guten Schulbildung für die Kinder soll die Familie die Grundlagen erhalten, um sich eine sichere Zukunft in Freiheit zu schaffen.
Kinder wie Suriya und ihre Familien sind heute mehr denn je von Versklavung und Schuldknechtschaft bedroht.
Die Auswirkungen der COVID-19 Pandemie und in zunehmenden Maß die Folgen des Klimawandels tragen entscheidend dazu bei, die existenzielle Not ohnehin schutzloser Gemeinschaften zu vergrößern.
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