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Liana: ausgebeutet von der eigenen Mutter

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Liana

Ausgebeutet von der eigenen Mutter

L

iana wächst bei ihren Großeltern auf. In den Sommerferien besucht sie ihre Mutter. Völlig unerwartet überschlagen sich die Ereignisse: Lianas Mutter hält sie als Sklavin fest und bietet sie Freunden und Nachbarn für Sex an.

Es kommt noch schlimmer: Liana wird als Kinderbraut verkauft.

Liana zieht ihr T-Shirt an. Ihr Herz schlägt schnell. Nur ein Gedanke schießt ihr durch den Kopf: „Jetzt könnte ich fliehen!“ Im Haus ist es ruhig wie nur selten. Hier wird Liana als Sklavin festgehalten – von ihrer eigenen Mutter. Unzählige Männer hatte sie hierher gebracht, um das 14-jährige Mädchen gegen Geld zu vergewaltigen.

Liana tritt vor die Haustür, sie hat kein Geld und kein Handy. Unruhig versucht sie ihre Gedanken zu sortieren: Wohin soll sie laufen? Erst einmal die Straße runter, irgendwo verstecken und vielleicht nimmt sie jemand per Anhalter mit. Hauptsache weg.

Dann erschrickt sie. Ihre Mutter steht plötzlich vor ihr. Entsetzt fragt sie: „Wohin willst du?“ Liana lügt: „Ich wollte nur nachsehen, wann du kommst.“ Sie gehen zurück ins Haus. Alles was Liana bleibt, ist das schreckliche Warten auf den nächsten Mann, der kommt, um sie zu missbrauchen. Verzweifelt weint Liana in ihre Kissen.

Niemand weiß, wo sie ist.


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Kindheit auf dem Bauernhof

Liana wuchs auf einem kleinen Bauernhof ihrer Großeltern nahe der Stadt Santo Domingo auf. Ihre Mutter verschwand kurz nach ihrer Geburt. Ihr Vater starb bei einem Verkehrsunfall. Ihre Großeltern hatten nicht viel, aber sie taten alles dafür, damit es ihrer Enkelin gut geht. Besonders zu ihrem Großvater Josue hatte Liana ein enges Verhältnis.

Eines Tages kam Lianas Mutter zu Besuch und blieb für einige Wochen auf dem Hof. Aus der fremden Frau für Liana wurde bald eine fürsorgliche Mutter, die sich liebevoll um sie kümmerte. Dann fing Lianas Mutter wieder an, Drogen zu nehmen und ging zurück in die Stadt. Einige Jahre später, zu ihrem 14. Geburtstag, besuchte Liana ihre Mutter, um den Kontakt wieder aufzunehmen. Sie verstanden sich gut. Liana willigte begeistert ein, als ihre Mutter ihr anbot, bei ihr zu wohnen.

Vergewaltigt für Profit – ein Leben als Sklavin

Die Freude hält nicht einen Tag an: Ihre Mutter nimmt Liana das Handy weg und sperrt sie ein. Sie zwingt Liana mit den Männern, die zu Besuch kommen, Sex zu haben. Seitdem wird sie mehrmals am Tag vergewaltigt. Ihre Mutter steht daneben und bedroht sie mit dem Messer, wenn sie sich weigert. Jeder Fluchtversuch misslang.

Wann immer ihre Großeltern anriefen, werden sie von der Mutter abgewimmelt. Sie ahnen, dass es ihrer Enkelin nicht gut geht, doch sie sind ohnmächtig etwas zu tun.

10 Prozent der Prostituierten in der Dominikanischen Republik sind minderjährig.

Auch Lianas Stiefvater ist in die Geschäfte der Mutter verwickelt. Er vermittelt das Mädchen an einen Mann namens Tito, der sie mehrfach vergewaltigt. Dann nimmt er Liana als Kinderbraut zur Frau. Ein neues Gefängnis erwartet das Mädchen.

Tito lebt im Haus seiner Mutter. Er behandelt Liana nicht schlecht, sodass eines Tages Lianas innere Mauer bricht. Sie erzählt Tito, welchen Alptraum aus sexueller Ausbeutung, Gewalt und Zwang sie bei ihrer Mutter als Sklavin erlebt hat. Sie erzählt ihm, wie viele Vergewaltigungen sie erleiden musste und dass sie sich nichts mehr wünscht, als wieder bei ihren Großeltern zu sein.

Unerwartete Hilfe

Titos Mutter überzeugt ihren Sohn, Liana sofort freizulassen. Er bringt das Mädchen nach Hause. Lianas Großvater kann kaum glauben, was er sieht: Endlich ist seine vermisste Enkelin zurück.

Als er Lianas Geschichte aus sexueller Ausbeutung, Nötigung und Zwang hört, schaltet Ihr Großvater sofort die Polizei ein. Trotz der Morddrohungen von Lianas Mutter, der Frau, die sie als Sklavin hielt, stellt er Anzeige. Kurze Zeit später wird sie verhaftet. Ein Staatsanwalt vermittelt Lianas Großvater an IJM, da der Fall eine umfassende Unterstützung erfordert. Ermittler von IJM suchen nach den anderen Verdächtigen und Anwälte übernehmen den Fall vor Gericht.

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Eine gute Zukunft im Blick

Sozialarbeiter von IJM ermutigen Liana, in eine Nachsorgeeinrichtung zu ziehen. Eine auf sie zugeschnittene Therapie hilft ihr, die Geschehnisse der sexuellen Ausbeutung als Sklavin zu verarbeiten und neues Selbstbewusstsein zu finden. Sie macht die Schule weiter und zwei Jahre später hält sie stolz ihren Schulabschluss in der Hand.

"Die Therapie half mir das Erlebte zu verarbeiten. Ich bin überzeugt, dass eine gute Zukunft vor mir liegt."

Recht für Liana

Im August 2016 wird Lianas Mutter zu 15 Jahren Haft verurteilt. Es ist das zweitstärkste Urteil, das IJM in der Dominikanischen Republik in einem Fall von Menschenhandel erreicht hat.

Das IJM Büro in Santo Domingo wurde 2013 eröffnet, um die Behörden darin zu unterstützen, bestehende Gesetze gegen Menschenhandel durchzusetzen. Denn nur wenige Fälle werden angezeigt und kaum ein Fall endet mit einem rechtskräftigen Urteil. Jede Verurteilung, an der wir mitbewirken können, ist deshalb von großer Bedeutung. Täter und potentielle Täter werden abgeschreckt. Und die Betroffenen haben endlich Recht bekommen.

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