Rechtswidrige Polizeigewalt in Kenia - Wenn Angst vor der Polizei alltäglich ist

Berlin/NairobiAls junger Mann wurde der Kenianer David Makara von korrupten Polizeibeamten ausgeraubt, schwer verletzt und für ein Verbrechen ins Gefängnis geworfen, das er nicht begangen hatte. Wie viele andere Menschen in Kenia wurde er Opfer von rechtswidriger Polizeigewalt. Die Menschenrechtsorganisation International Justice Mission (IJM) verteidigte ihn vor Gericht gegen falsche Vorwürfe und er wurde freigesprochen. Heute kämpft er als Anwalt am Obersten Gerichtshof von Kenia selbst gegen Korruption und rechtswidrige Polizeigewalt in seinem Land.

David Makaras Geschichte ist nur ein Beispiel von vielen für ein verheerendes, globales Problem: Millionen Menschen in Armut in den am wenigsten entwickelten Ländern erleben rechtswidrige Übergriffe durch korrupte Polizeibeamte. In Kenia zählt die Erpressung von Bestechungsgeldern zur alltäglichen Praxis unter skrupellosen Polizistinnen und Polizisten.

Eine Erfahrung, die auch David Makara machen musste. In seinem Heimatort Nyahururu, nördlich von Nairobi, wird er eines Nachts von einer Gruppe angetrunkener Polizisten überfallen, erpresst und willkürlich verhaftet. Die Beamten rauben ihn aus und verletzen ihn mit Schüssen so schwer, dass seine rechte Hand amputiert werden muss.

Unschuldig ins Gefängnis

Bis ins Krankenhaus wird Makara von den Polizisten in jener Nacht verfolgt. Um ihn zum Schweigen zu bringen und ihre Tat zu vertuschen, beschuldigen sie ihn für ein Verbrechen, das er nicht begangen hat. Makara weiß, dass er für lange Zeit im Gefängnis verschwinden könnte, ohne dass es jeglichen Beweis gegen ihn gibt. Eine Studie der unabhängigen kenianischen Polizeiaufsichtsbehörde von 2013 belegt, dass die Polizei in beinahe zwei Drittel der vor Gericht untersuchten Kriminalfälle keine ausreichenden Beweise vorgelegt hatte, um Beschuldigte anzuklagen.

Überreste kolonialer Polizeistrukturen, die primär dem Schutz der Mächtigen galten, unzureichende Ausbildung sowie das Fehlen praktisch jeder Rechenschaftspflicht für Polizeibeamte begünstigen in Ländern wie Kenia ein fatales Klima für Machtmissbrauch und Gewalt durch die Polizei. Als Folge wurden seit 2007 in dem ostafrikanischen Land 756 Personen aufgrund von Polizeigewalt als getötet oder vermisst gemeldet.

Auch David Makara gerät in die Fänge willkürlichen Machtmissbrauchs durch die Polizei. Aber Freunde und Mitglieder aus Makaras Kirchengemeinde protestieren öffentlich gegen seine unrechtmäßige Verhaftung. Dadurch wird IJM in Kenia auf Makaras Fall aufmerksam und stellt ihm einen IJM Anwalt zur Seite.

„IJM ist seit 2001 in Kenia tätig, um die dortige Regierung dabei zu unterstützen, das eigene Rechtssystem zu stärken. In einem Land, in dem jeder Dritte Machtmissbrauch oder Gewalt durch Polizeibeamte erlebt hat, braucht es eine unbestechliche Polizei, die für das Recht und die Sicherheit der Menschen einsteht,“ erklärt Dietmar Roller, Vorstandsvorsitzender von IJM Deutschland e. V.

„Gleichzeitig müssen Polizeibeamte für Vorfälle von rechtswidrigem und menschenverachtendem Verhalten zur Rechenschaft gezogen werden können. Daher setzen sich Anwältinnen und Anwälte von IJM gemeinsam mit der kenianischen Justiz und den unabhängigen Polizeiaufsichtsbehörden zunehmend erfolgreich für Menschen wie David Makara in Fällen von Machtmissbrauch durch die Polizei ein. Wir sehen erste ermutigende Ergebnisse, aber es bleibt noch viel zu tun,“ so Roller weiter.

Gerechtigkeit setzt sich durch

Während das Gerichtsverfahren gegen ihn läuft, bangt Makara im Gefängnis um seine Zukunft. Aber sein IJM Anwalt kämpft für ihn und gewinnt. Alle Anklagepunkte gegen Makara werden fallen gelassen. Die Polizeibeamten, die beinahe sein Leben zerstört hätten, werden verhaftet und angeklagt.

„Ich konnte damals nicht fassen, dass jemand, der von der Regierung angestellt worden war, um mich vor Unrecht zu schützen, selbst Unrecht begeht. Deshalb beschloss ich, etwas dagegen zu tun. Ich studierte Jura und kämpfe heute als Anwalt am Obersten Gerichtshof von Kenia für Gerechtigkeit,“ erzählt Makara heute. „Ich fordere jeden von uns dazu auf, gemeinsam für die tausenden Menschen einzutreten, die niemanden haben, der für sie kämpft.“

Hier erzählt David Makara seine Geschichte in seinen eigenen Worten.

IJM Deutschland e. V. ist der unabhängige deutsche Zweig von International Justice Mission (IJM). Über 66.000 Menschen konnte IJM weltweit bereits aus Sklaverei und Unterdrückung befreien. Neben der finanziellen Förderung von Projekten zum Schutz von Menschen vor verschiedenen Formen von Gewalt, möchte IJM in Deutschland die Gesellschaft, Politik und Wirtschaft aufklären und im Kampf gegen Gewalt gegen Menschen in Armut mobilisieren.


Das könnte dich auch interessieren…

Mehr
5 Jahre ohne Gerechtigkeit

In Kenia hat sich IJM zum Ziel gesetzt, gemeinsam mit der Regierung Machtmissbrauch durch die Polizei zu beenden. Für dieses Ziel zahlte IJM Anwalt Willie Kimani 2016 den höchsten Preis: Er wurde mit seinem Klienten Josephat und ihrem Fahrer Joseph ermordet. 5 Jahre später läuft der Prozess gegen ihre Mörder immer noch. Ein Ende ist nicht in Sicht.

Kenia: An Davids Seite zu Gerechtigkeit

Ein brutaler Überfall durch korrupte Polizisten zerstört beinahe Davids Leben. Unschuldig landet er vor Gericht und durchlebt einen Alptraum in Angst und Hoffnungslosigkeit. Doch zwei Menschen stehen unverrückbar an seiner Seite. Durch sie gewinnt er Zuversicht, Sicherheit und einen neuen Sinn in seinem Leben: den Kampf für Gerechtigkeit.

Polizeigewalt in Kenia: Hoffnung auf Veränderung

Nairobi - In Kenia hat sich IJM zum Ziel gesetzt, gemeinsam mit der Regierung Machtmissbrauch durch die Polizei zu beenden. Vor allem Menschen in Armut leben in dem Land ohne die Sicherheit und den Schutz eines funktionierenden Rechtssystems. Neben Davids Geschichte erzählen die folgenden Fälle von der erschreckenden alltäglichen Realität der Menschen. Aber auch von der Hoffnung auf Veränderung.

Kenia: Alltag in Angst vor der Polizei

Nairobi - Brutale Misshandlungen und widerrechtliche Inhaftierungen durch korrupte Polizisten sind in Kenia bittere alltägliche Realität für Menschen in Armut. IJM kämpft im Land gegen rechtswidrige Gewalt und Machtmissbrauch durch die Polizei – mit zunehmendem Erfolg. Doch die Angst in der Bevölkerung vor der Polizei ist weiterhin allgegenwärtig.

Willst du Menschen aus Sklaverei befreien?

  1. 1
  2. 2
  3. 3

Persönliche Daten

Spendenbetrag:

Gib uns gerne Deine Telefonnummer, um uns eine Möglichkeit zur besseren Spendendenbetreuung zu geben. Wir nutzen Sie sehr verantwortlich.

  1. 1
  2. 2
  3. 3

Zahlungsweise

Spendenbetrag:

Bitte wähle eine der folgenden Zahlungsweisen:

Du spendest einmalig.

Zurück
  1. 1
  2. 2
  3. 3

Thank You!

Your receipt has been sent to your email.

How was the experience for you? Tell us here.
Questions? Contact us at [email protected] or at 703-465-5495

Donors in Australia, Canada, Germany, the Netherlands, or the United Kingdom: by making a donation you agree that we may transfer your personal information to our IJM advancement offices in your country. That advancement office may contact you about future donations or for other fundraising purposes.

Login

Donor Portal

Review your giving, tax statements and contact info via the IJM Donor Portal.

please sign in
Email Sign Up
Get updates from IJM on stories from the field, events in your area and opportunities to get involved.
sign up