Am 21. November hielt die IJM Campusgruppe Münster ihr Webinar “How to protect children from sexual exploitation online” ab. Mehr als 160 Teilnehmer/innen lernten, was sexuelle Online-Ausbeutung von Kindern ist, was sie für die Betroffenen bedeutet und welches Ausmaß sie weltweit angenommen hat. Drei Gastredner/innen, darunter die philippinische Senatorin und Menschenrechtlerin Risa Hontiveros, teilten ihre Erfahrungen aus ihrem persönlichen Kampf gegen die sexuelle Online-Ausbeutung von Kindern und stellten sich den vielen spannenden Fragen aus dem Publikum. Ein Bericht von Pia Dittke.
Seit mehreren Jahren konzentrieren sich die philippinischen IJM Büros auf den Kampf gegen sexuelle Online-Ausbeutung von Kindern. Dies beinhaltet die Erstellung von visuellen Darstellungen des sexuellen Missbrauchs oder der sexuellen Ausbeutung von Minderjährigen, um mit der Ausstrahlung dieser Darstellungen online Geld zu verdienen. Die Philippinen gelten weltweit als Hotspot für diese Art von Verbrechen.
Stärkung des philippinischen Rechtssystems durch IJM
Das Webinar diente dazu, das Problem, sein Ausmaß und mögliche Lösungsansätze zu betrachten. Gerade in Deutschland ist sexuelle Online-Ausbeutung kein Thema, das der breiten Öffentlichkeit bekannt ist, obwohl auch hier Täterinnen und Täter leben. Deshalb führte der philippinische Anwalt Alexandrino Mallillin, der IJM auf den Philippinen vor Gericht vertritt, zunächst in das Thema ein. Neben einigen Fakten und Zahlen erklärte er, wie IJM auf den Philippinen Kinder aus Ausbeutungslagen befreit und im Anschluss auf ihrem Heilungsprozess begleitet. Er erläuterte außerdem, dass IJM Täterinnen und Täter mit den örtlichen Behörden zusammen überführt und nachhaltig an der Stärkung des philippinischen Rechtssystems mitwirkt.
Philippinische Menschenrechtsaktivistin Risa Hontiveros: „Kinder werden zur Ware.“
Im Anschluss führten die zwei Moderatorinnen aus Münster ein Interview mit der philippinischen Senatorin und Menschenrechtsaktivistin Risa Hontiveros. Hontiveros setzt sich seit vielen Jahren aktiv für die Rechte von Kindern ein und hat schon zuvor bei Veranstaltungen von IJM auf den Philippinen gesprochen. Für ihren politischen Einsatz wurde sie im Jahr 2005 bereits für den Friedensnobelpreis nominiert.
Gerade aufgrund der aktuellen Corona-Pandemie seien die komplexen Faktoren, die sexuelle Online-Ausbeutung begünstigen, verstärkt, meint Hontiveros. Sie ist überzeugt, dass dieses Verbrechen ein Thema ist, das uns alle – auch in Europa – betrifft. Deshalb bezeichnet sie den Kampf gegen sexuelle Ausbeutung von Kindern im Internet als globale Aufgabe, die globale Antworten verlangt.
Deutsches Rechtssystem hat Lücken
Die globale Dimension des Problems bekräftigten in der abrundenden Fragerunde auch Mallillin und Dietmar Roller, Vorstandsvorsitzender von IJM Deutschland, der sich ebenfalls den Fragen des Publikums stellte. Roller kritisiert, dass das deutsche Rechtssystem noch nicht auf derart komplexe grenzüberschreitende Kriminalität eingestellt sei und es deshalb interdisziplinärer Zusammenarbeit bedürfe, die über die juristische Ebene hinaus auch Tech-Unternehmen, Transaktionsdienstleister, NGOs und weitere Akteurinnen und Akteure einbeziehe. Mallillin betonte außerdem die Notwendigkeit, dass gerade Richter/innen und Staatsanwälte/-innen sich dem besonderen Charakter von sexueller Online-Ausbeutung bewusst sind, um effektiv und im Interesse der Betroffenen gegen sie vorgehen zu können.
Schutz der Kinder im Mittelpunkt
Alle drei Redner/innen betonten zuletzt, wie wichtig der Einsatz jedes einzelnen Mitglieds dieser internationalen Gesellschaft ist. Die sexuelle Online-Ausbeutung von Kindern ist – wie Hontiveros betont – eine Aufgabe der Gesellschaft, vor dem wir uns alle nicht verstecken dürfen. Der Schutz der Kinder muss stets im Mittelpunkt aller Bemühungen im Kampf gegen sexuelle Online-Ausbeutung stehen.