Mit modernsten technologischen Ermittlungsmethoden kämpft IJM gemeinsam mit internationalen Strafverfolgungsbehörden und Partnern gegen die sexuelle Ausbeutung von Kindern über das Internet. Kinder und Jugendliche im In- und Ausland werden Opfer von Missbrauchshandlungen, die in Echtzeit per Livestream im Internet übertragen werden – auch nach Deutschland.
Eine von ihnen war die 12-jährige Solenn*, die in ihrem eigenen Zuhause auf den Philippinen vor einer Webcam sexuell ausgebeutet und ihrer Würde beraubt wurde. Pädokriminelle aus aller Welt bezahlten mittels gängiger Geldtransferdienste dafür, „Live-Shows“ mit ihr ansehen und anleiten zu können.
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Einsatz gegen ein Verbrechen im Verborgenen
Livestreams hinterlassen so gut wie keine Spuren im Internet. Für Internetdienstanbieter und Strafverfolgungsbehörden wird es somit schwieriger Daten zu sammeln, um Täter/-innen aufzuspüren und Kinder wie Solenn befreien zu können. Während der Corona-Pandemie stieg weltweit die Nachfrage nach Materialien sexueller Ausbeutung von Kindern. Als Hotspot gelten seit Jahren die Philippinen.
Das jüngste Kind, das in dem südostasiatischen Land mit Unterstützung von IJM aus sexueller Ausbeutung über das Internet befreit werden konnte, war gerade einmal zwei Monate alt. Das Durchschnittsalter Betroffener liegt bei 11 Jahren. Für Jungen und Mädchen wie Solenn wird ihre Kindheit zu einem täglichen Albtraum.
Seit 2016 kämpft IJM gemeinsam mit philippinischen und internationalen Behörden gegen sexuelle Online-Ausbeutung von Kindern. Dank dieser Zusammenarbeit konnten bislang 778 Betroffene befreit, 224 mutmaßliche Täter/-innen festgenommen und 129 Kriminelle verurteilt werden.
Kinder schützen durch technologiegestützte Ermittlungsarbeit
Im Einsatz gegen die sexuelle Online-Ausbeutung von Kindern setzt IJM auf Partnerschaften und modernste technologische Methoden:
- Schätzungen zufolge sind zu jeder Zeit 750.000 pädokriminelle Täter online und suchen nach Kindern. Das Global Fusion Center (GFC), ein Analysezentrum von IJM, unterstützt dabei, entsprechende Warnhinweise zu überwachen, den virtuellen Fußabdruck Pädokrimineller zu verfolgen, einschlägige Trends und Muster zu erkennen und sexuellen Missbrauch zu verhindern, bevor er stattfindet.
Dazu nutzt das GFC öffentlich zugängliche Online-Quellen, Geokartierung, satellitengestützte Analyse und digitale Ermittlungsmethoden, um Kriminelle aufzuspüren. Mit entscheidenden Hinweisen ermöglichte das GFC im April 2019 die Verhaftung von EUROPOLs meistgesuchter Person wegen Produktion und Verbreitung von Missbrauchsdarstellungen von Kindern über das Internet.
- IJM arbeitet mit Partnern aus dem Tech-Sektor an technologiegestützten Innovationsprozessen, um das Sortieren und Priorisieren von Warnhinweisen zu vereinfachen. Mit diesen Technologien soll es zukünftig z.B. den philippinischen Behörden ermöglicht werden, die überwältigende Menge an täglich eingehenden Daten auszuwerten.
So erhielt im Jahr 2021 das Büro für Cyberkriminalität des philippinischen Justizministeriums fast 2,8 Millionen sogenannte Cyber-Tipps, die auf gefundene Missbrauchsdarstellungen von Kindern im Internet hinweisen.
Schutzmaßnahmen auch in Deutschland notwendig
"Unsere Erfahrung zeigt, dass Menschenhändler/-innen im digitalen Raum nur dann aktiv bleiben, solange das Verbrechen kein hohes Risiko für sie hat," erklärt Dietmar Roller, Vorstandsvorsitzender von IJM Deutschland. "Wenn Justizsysteme effektiv funktionieren und sie das Risiko strafrechtlicher Sanktionen erhöhen, spricht sich das herum. Täterinnen und Täter werden von zukünftigen Straftaten abgeschreckt und Betroffene dadurch geschützt. Diesen positiven Wirkungskreislauf müssen wir auch in westlichen Ländern mitdenken. Denn wir wissen, dass auch hier bei uns in Deutschland Straftäter auf der Nachfrageseite das Internet nutzen, um Kinder sexuell auszubeuten.”
Petition: Mehr Kinderschutz im Internet!
IJM Deutschland sieht daher die deutsche Bundesregierung in der Pflicht, auch hierzulande Maßnahmen umzusetzen, die sexuelle Ausbeutung von Kindern wie Solenn über das Internet weltweit effektiv zu verhindern. Entsprechend fordern wir gemeinsam mit ECPAT, Kindernothilfe e. V. und World Vision e. V. in einer Petition mehr Schutz von Kindern im Internet.
*Name zum Schutz der Privatsphäre geändert.