ie Geschichte von Samara* aus Rumänien begann als verheißungsvolle Reise ins Glück. Ein Mann, den sie online kennengelernt hatte, versprach ihr die große Liebe und Wohlstand, wenn sie mit ihm käme. Als Samara in sein Auto stieg, ahnte sie nicht, dass ein skrupelloser Menschenhändler das Steuer übernahm.
Samara hatte sich danach gesehnt, geliebt zu werden und ihre entbehrungsreiche Vergangenheit hinter sich zu lassen. Aber ihre Träume wurden jäh zerschlagen, als sich herausstellte, dass die Liebe und Fürsorge ihres neuen „Freunds“ nur vorgespielt war.
Der Mann, der sich Samaras Vertrauen und Zuneigung erschwindelt hatte, benutzte sie nur, um an das schnelle Geld zu kommen. In seinem Auto fuhr er Samara von Rumänien nach Großbritannien, um sie dort in die sexuelle Ausbeutung zu zwingen.
„Es war nicht einfach nur Horror, es war schlimmer als jeder Horror. Es war ihm egal, dass ich eine Frau war,“ erinnert sich Samara.
Falle statt Fahrt ins Glück
Der Menschenhändler und seine drei Kompliz/-innen nahmen Samara ihr Geld und ihren Ausweis weg. Sie kontrollierten jeden ihrer Schritte mit brutaler Gewalt und unmenschlichen Drohungen. Als sie schwanger wurde, fürchtete sie sogar um ihr Baby.
Samara war gefangen in einem Alptraum. Ohne Ausweg - fünf endlose Jahre lang.
Auf den Straßen in und um London wurde Samara wie Ware für Sex verkauft. Jeden Tag, rund um die Uhr. Oft schlief sie nur ein paar Stunden im Auto, hungrig und frierend.
Der Täter und seine Familie hingegen gönnten sich Autos, Kleidung und Schmuck. Mit beiden Händen verprassten sie das Geld, das Samara für sie verdienen musste.
„Er wollte damit prahlen, dass er Geld hatte und was er in England tat. Die ganze Welt sollte es sehen,“ berichtet Samara.
Samara kommt frei
Eines Tages – wieder zurück in Rumänien – war der Menschenhändler der Meinung, dass Samara ihm nicht mehr genug Geld einbrachte. Er "ersetzte" sie mit anderen Frauen und warf Samara aus dem Haus – vollkommen ihrem Schicksal überlassen.
Samara war frei, aber schwer traumatisiert und auf sich allein gestellt. Sie hätte einfach nur zu ihrer Familie zurückgehen und versuchen können, das Erlebte hinter sich zu lassen. Doch Samara fand trotz allem den Mut, zur Polizei zu gehen.
Ihr Fall erreichte einen rumänischen Staatsanwalt, der auf Menschenhandel spezialisiert war. Seit einer Schulung durch IJM legte er besonderen Wert darauf, Fälle betroffenengerecht zu behandeln. Er leitete den Fall weiter an IJM, um sicherzustellen, dass Samara angemessen betreut wird.
Gerechtigkeit setzt sich durch
IJM übernahm Samaras Fall und stand ihr mit dringend benötigter psychologischer Betreuung und rechtlicher Unterstützung zur Seite. Samara war nicht mehr allein.
"Als sie anfing, mir zu vertrauen, spürte sie, dass sie sich auch in den schwierigsten Situationen an mich wenden konnte. Sie weiß, dass sie sich auf mich verlassen kann," sagt Samaras Sozialarbeiterin von IJM Rumänien
Mit Unterstützung von IJM arbeitete Samara mit daran, einen juristischen Fall gegen den Menschenhändler und seine Kompliz/-innen aufzubauen.
Dank ihrer Aussage vor Gericht konnten alle vier zu Haftstrafen bis zu fünf Jahren und Entschädigungszahlungen an Samara verurteilt werden.
„Dieser Mann hat mir so viel Schlimmes angetan. Obwohl er mehr verdient hätte, war ich so erleichtert. Ich musste endlich keine Angst mehr haben,“ sagt Samara.
Eigene Stärken entfalten für eine blühende Zukunft
Seit zwei Jahren steht IJM fest an Samaras Seite. Wir begleiteten sie in der traumasensiblen Nachsorge, ermöglichten ihr eine Berufsausbildung zur Floristin und ihren eigenen Führerschein. Das schenkt ihr die Freiheit, das Steuer ihres Lebens wieder selbst in die Hand zu nehmen.
„Es macht mir Hoffnung, wenn Betroffene ihre traumatischen Erfahrungen überwinden und in der Lage sind, sich ein neues, zufriedenes Leben aufzubauen. Wir kriegen Fotos von Samaras Arbeit als Floristin und das macht uns sehr glücklich,“ erzählt uns ein Mitglied des IJM-Teams in Rumänien.
Samara lebt heute in Rumänien. Sie ist verheiratet mit einem Mann, der sie aufrichtig liebt und respektiert. Gemeinsam mit ihm und ihren Kindern führt Samara ein Familienleben in Sicherheit und Geborgenheit. Ihr nächster Schritt für die Zukunft steht bereits fest: ihr eigener Blumenladen.
* Zum Schutz der Betroffenen verwenden wir ein Pseudonym und nachgestellte Fotos mit Models. Das Foto unten zeigt die "echte" Samara.
Menschenhandel und sexuelle Ausbeutung passieren vor unserer Haustür. Laut der rumänischen Nationalen Agentur gegen Menschenhandel (ANITP) liegt Deutschland auf Platz 1 als Zielland für Menschenhandel aus Rumänien. In ganz Europa leben fast 2 Millionen Menschen in Sklaverei. Darunter Frauen wie Samara.
Samara erinnert sich an viele, die die Augen verschlossen haben, anstatt ihr zu helfen.
Lass uns nicht wegsehen!
Mit deiner Spende kannst du uns unterstützen, Menschenhändler/-innen zur Verantwortung zu ziehen und Frauen vor sexueller Ausbeutung zu schützen.