Philippinen: Eine neue Studie mit dem Titel „Sexuelle Ausbeutung von Kindern auf den Philippinen im Internet: Analyse und Empfehlungen für Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft" deckt den dramatischen Anstieg von Fällen auf den Philippinen auf. In einer noch nie dagewesenen, internationalen Zusammenarbeit wurden erstmals globale Daten analysiert, um effektiver gegen das Verbrechen vorgehen zu können. Es wird deutlich: länderübergreifende Zusammenarbeit ist wichtig, um Täter zu stoppen, die für sexuelle Ausbeutung im Internet bezahlen.
Sexuelle Ausbeutung von Kindern im Internet (Online Sexual Exploitation of Children; OSEC) ist eine neue Form des sexuellen Missbrauchs von Kindern, die erst durch die globale Vernetzung des Internets möglich wurde. Die sexuelle Ausbeutung geschieht dabei in Echtzeit an einem Kind und wird häufig live im Internet übertragen. Pädokriminelle bezahlen dafür, diese „Live-Shows“ ansehen und sogar „dirigieren“ zu können.
Kritische Datenlage erschwert effektives Handeln
Da dieses Verbrechen häufig über Live-Streams stattfindet, ist es für Internetdienstanbieter und Polizeibehörden schwierig, genaue Daten zu sammeln und auszuwerten. Samson Inocencio Jr., der Leiter der philippinischen IJM Büros, macht deshalb deutlich: „Die Hightech-Branche sollte der Aufdeckung aller Materialien zur sexuellen Ausbeutung von Kindern Vorrang einräumen – insbesondere im Fall von Live-Streaming - da die Folgen der wiederholten sexuellen Ausbeutung für die Betroffenen besonders verheerend sind."
Neue Erkenntnisse im Kampf gegen sexuelle Online-Ausbeutung
Die neue Studie, die unter der Leitung von IJM und gemeinsam mit 14 Partnern, darunter die philippinische Regierung und Ermittlungsbehörden aus Großbritannien, Kanada, den USA und Australien, entstand, hat zum ersten Mal alle vorhandenen Daten zusammengeführt und analysiert. Auf dieser Grundlage wurden neue Maßnahmen und Empfehlungen entwickelt, um sexuelle Ausbeutung von Kindern im Internet bekämpfen zu können.
Zwischen 2014 und 2017 gab es einen stetigen Anstieg an IP-Adressen, die für die sexuelle Ausbeutung von Kindern verwendet wurden und mit den Philippinen in Verbindung standen.
Täter konsequent zur Verantwortung ziehen – auch in Deutschland
Die Analyse der Daten macht deutlich: Internationale Zusammenarbeit ist grundlegend für die wirksame Bekämpfung sexueller Online-Ausbeutung. 64 Prozent der philippinischen OSEC-Fälle wurden aufgrund von Überweisungen von internationalen Strafverfolgungsbehörden eingeleitet. Dabei sollen vor allem ausländische Polizeikontakte in den Herkunftsländern der Pädokriminellen, die für die „Live-Shows“ und den Missbrauch der Kinder bezahlen, vermittelt werden.
Dietmar Roller, Vorstandsvorsitzender von IJM Deutschland, bestätigt dies: „Wir müssen die Straflosigkeit der Täter in den Nachfrage-Ländern beenden. Es braucht von unserer Seite ein konsequenteres Vorgehen der Behörden gegen Pädokriminielle, die von Deutschland aus über das Internet Kinder auf den Philippinen sexuell ausbeuten.“
IJM kämpft auf den Philippinen seit 2011 gemeinsam mit den Behörden gegen sexuelle Online-Ausbeutung von Kindern. Diese Zusammenarbeit führte zur Befreiung von 571 Betroffenen, zur Festnahme von 229 Verdächtigen und zu 76 Verurteilungen.