ach der Trennung ihrer Eltern wird Joy von einem Verwandten zum nächsten gereicht. Sie träumt davon, dass ihre Familie wieder vereint wird und sie zur Schule gehen kann. Stattdessen muss Joy Grausames erleben.
Als Joy acht Jahre alt ist, trennen sich ihre Eltern. Aus Not muss ihre Mutter das Haus verkaufen und zum Arbeiten ins Ausland ziehen. Von da an wohnt Joy bei Verwandten und Nachbarn. Sie spürt, dass sie nirgends erwünscht ist. Ihre Verwandten machen ihr deutlich, dass sie arbeiten muss, um ihnen nicht zur Last zu fallen. Joy passt auf ihre Babys auf, macht die Wäsche oder fegt die Böden – alles, was man von ihr verlangt. Jeden Abend schickt das kleine Mädchen ein Stoßgebet zum Himmel. Sie betet, dass ihre Familie wieder vereint wird und sie die Schule abschließen kann.
Wenn Joy auf ihr Leben zurückschaut und wie sie von einem Zuhause zum nächsten zog, sagt sie: „Ich fühlte mich wie ein herumstreunender Hund. Ich lebte da, wo ich bleiben konnte – mit Verwandten, die mich aufgenommen haben.“ Eines Tages lädt eine Bekannte, der Joy vertraut, sie und ihre Freunde zu sich nach Hause ein. Joy willigt ein, aber irgendetwas fühlt sich falsch an.
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Das Grauen nimmt seinen Anfang
Joy erklärt, was als Nächstes geschieht: „Wir wussten nicht, was wir tun sollten, als wir im Haus waren. Ich war überrascht, als sie uns bat, uns auszuziehen.“ Die Frau macht Fotos von den nackten Kindern. Diese trauen sich nicht, zu gehen. Joy sagt dazu: „Da wir uns bereits in ihrem Haus befanden, hatten wir keine Wahl, als ihren Anweisungen zu folgen.“
Das Grauen von sexueller Ausbeutung über das Internet ist für Joy und Tausende von Mädchen und Jungen in den Philippinen nur zu real. Kinder werden dort live vor einer Webkamera sexuell missbraucht. Pädokriminelle aus der ganzen Welt zahlen dafür und dirigieren häufig den Missbrauch. Die Kunden sind ausschließlich männlich und kommen häufig aus den USA, Australien und Europa - auch aus Deutschland. In vielen Fällen sind die eigenen Mütter, Verwandte oder Nachbarn in das Verbrechen involviert und verdienen damit schnelles Geld.
Das Ende der Träume
Joy ist erst zehn Jahre alt. Sie versteht nicht, was mit ihr geschieht. Aber je älter sie wird, desto mehr wird ihr die furchtbare Realität bewusst. Dasselbe Mädchen, das früher jede Nacht für ihre Zukunft gebetet hatte, verliert jetzt allen Mut: „Ich fragte mich, ob eine bessere Zukunft für mich überhaupt möglich war.“
Der Weg in die Freiheit
Sieben Jahre werden Joy und andere Kinder in dem Haushalt ausgebeutet. Dann erfährt IJM von der mutmaßlichen Täterin und nimmt gemeinsam mit der Polizei die Ermittlungen auf. Joy und 15 weitere Kinder können schließlich befreit werden. Die Frau, die Joy all die Jahre so grausam ausgebeutet hatte, wird festgenommen. Für IJM ist es auf den Philippinen eine der ersten Befreiungen aus sexueller Online-Ausbeutung.
Fürsorge bringt Heilung
Nachdem die inzwischen 17-jährige Joy aus der sexuellen Ausbeutung befreit wurde, hat sie einen langen Weg der Heilung vor sich. In einer Nachsorgeeinrichtung bekommt sie psychologische Unterstützung. Eine Sozialarbeiterin von IJM ist rund um die Uhr für sie da. Sie kann nach und nach ihr Vertrauen gewinnen und ihr behutsam erklären, dass sie nun frei und vor allem sicher ist.
In der Sicherheit ihres neuen Zuhauses und ermutigt durch die Freundschaft der anderen jungen Frauen beginnt Joy, ihre Träume von früher wiederzuentdecken. Sie möchte ihren Schulabschluss machen.
Durch die Unterstützung ihrer Sozialarbeiterin findet Joy außerdem den Mut, gegen ihre Peiniger vor Gericht auszusagen. Ihr Wunsch nach Gerechtigkeit ist stark: „Gerechtigkeit ist mir sehr wichtig. Dadurch können die Herzen der Betroffenen befreit werden.“
Eine Inspiration für andere
Heute geht Joy zur Schule und hilft anderen Betroffenen, ihre Träume zu entdecken. Im Sommer 2018 macht sie ein Praktikum in einer staatlichen Nachsorgeeinrichtung. Joy selbst sagt, dass ihre eigene Sozialarbeiterin sie dazu inspiriert hat: „Durch sie weiß ich, dass ich anderen Betroffenen helfen möchte. Ich will ihnen dabei helfen, wieder Hoffnung zu haben. Sie sollen wissen, dass es Menschen gibt, die uns zur Seite stehen.“
Ihr Mut bringt sie jetzt an Orte, von denen sie nie zu träumen gewagt hätte. Für eine große Veranstaltung reist sie nach Großbritannien, um dort vor vielen Menschen ihre Geschichte zu erzählen. Sie schließt mit den Worten:
„Wir brauchen euch. Helft uns, den Mut zu behalten. Zeigt uns, dass wir wichtig sind und dass wir frei sein können, unsere Träume zu leben.“
Seit 2011 konnte IJM gemeinsam mit der Polizei mehr als 1.200 Kinder aus sexueller Online-Ausbeutung befreien.
Hilf Joy, Betroffene zu stärken und gib ihnen den Mut zum Träumen zurück. Mit deiner Spende unterstützt du unsere Arbeit auf den Philippinen.