Bangalore, Indien – Eines der bisher längsten Gerichtsverfahren des IJM Büros in Bangalore endete dieses Jahr mit dem langerwarteten Urteilsspruch. Nach einem Prozess von zwölf Jahren wurde der Besitzer einer Ziegelei schuldig gesprochen, der sechs Familien zur Arbeit gezwungen hatte. Das Gericht verurteilte ihn zu drei Jahren Haft und einer Geldstrafe.
Sechs Familien in die Schuldknechtschaft gelockt
Falsche Versprechungen und ein Darlehen lockten die sechs Familien aus einem verarmten Dorf im indischen Bundesstaat Odisha in die Ziegelei bei Bangalore. Doch statt des versprochenen sicheren Einkommens wurden die Frauen, Männer und Kinder bis zur Erschöpfung zur Arbeit gezwungen. Brutale Schläge, Beschimpfungen und sexueller Missbrauch begleiteten beinahe täglich die nächsten drei Jahre ihres Lebens.
IJM wurde gemeinsam mit den lokalen Behörden auf den Fall aufmerksam und es gelang, die sechs Familien aus der Sklaverei zu befreien. Der Ziegeleibesitzer wurde vor Gericht gestellt, doch aufgrund der Überlastung der Justizbehörden sollte es noch Jahre dauern, bis ein Urteil gefällt werden konnte.

Gerechtigkeit setzt sich durch
Nach zwölf Jahren Gerichtsverfahren, weit über hundert Anhörungsterminen mit drei verschiedenen Richtern und zwei Staatsanwälten konnte der Ziegeleibesitzer schließlich im August 2020 verurteilt werden. Bei der Urteilsverkündung berief sich das Gericht auf schwerwiegende Verstöße gegen Indiens geltende Gesetze gegen Zwangsarbeit, Schuldknechtschaft und Kinderarbeit.
Gleichzeitig wurde der Angeklagte der Ausbeutung von Mitgliedern benachteiligter Kasten und Volksstämme für schuldig befunden – für IJM Bangalore der erste Fall, der ein entsprechendes Urteil erreichen konnte. Den genannten Gruppen kommen Sonderrechte zu, die durch die indische Verfassung gestützt werden.
Seit der Befreiung der sechs Familien im Jahr 2008 hat IJM tausende weitere Familien aus Odisha ausfindig gemacht, die unter ähnlichen Bedingungen in Sklaverei gefangen gehalten wurden. Darüber hinaus arbeiten wir mit der Regierung in Odisha zusammen, um das Leben von Familien in ihren eigenen Gemeinden sicherer zu machen und zu verhindern, dass tausende weiterer Menschen ausgebeutet werden.