Zurück

Dietmar Roller: „Sklaverei zählt zu den schwersten Menschenrechtsverletzungen.“

Teilen

Dietmar Roller: „Sklaverei zählt zu den schwersten Menschenrechts-
verletzungen“

Seine Augen werde ich niemals vergessen. Sie gehören einem achtjährigen Jungen aus Geita in Tansania. Seine Augen waren weit aufgerissen, seine dunkle Haut war weiß vom Staub. Das Atmen fiel ihm schwer. Der Schrecken stand ihm ins Gesicht geschrieben. Gerade noch rechtzeitig hatten die Männer über Tage ihn aus einem 70 Meter tiefen verschütteten Stollen gezogen. An einem Seil, mit dem sie sonst den Eimer nach oben zogen, den der Junge unten mit goldhaltigem Gestein füllen musste.

Der Junge war eins von vielen Kindern, die in den Schächten untertage in die engsten Gänge kriechen mussten. Immer wieder stürzten Schächte ein. Ein Schacht neben dem anderen durchlöcherte den Boden des kleinen Hügels im Tropenwald.

Ich denke oft an den Jungen, der an diesem Tag zwar mit dem Leben davon kam. Ob er heute noch lebt? Er und seine Freunde erlebten täglich eine Realität, die vielen von uns kaum bewusst ist: Festgehalten in Sklaverei, der Freiheit und Kindheit beraubt, schwer ausgebeutet, misshandelt - für die Profitgier der Männer, die oben am Schacht das Gold entgegen nahmen.

Noch nie gab es eine so große Zahl von Menschenrechtsverletzungen

Jeden Tag werden Menschenrechte weltweit verletzt. Es gibt nur wenige Staaten, in denen Menschenrechte kaum verletzt werden, denn selbst der demokratische Rechtsstaat westlicher Industrienationen bietet keinen absoluten Schutz vor Übergriffen. Die große Mehrzahl aller Menschenrechtsverletzungen ereignet sich jedoch in Schwellen- und Entwicklungsländern.

40 Millionen Menschen werden weltweit versklavt, mehr als je zuvor in der Geschichte. Moderne Sklaverei zeigt sich in unterschiedlichen Formen, am häufigsten in der sexuellen Ausbeutung, Zwangsheirat und Arbeitsausbeutung - häufig durch Schuldknechtschaft.

Betroffene Kinder, Frauen und Männer leben und arbeiten in Mienen, Bordellen, Fabriken und Kerkern.

Noch nie war eine so große Zahl von Menschen durch Eingriffe in elementare Lebensrechte bedroht oder betroffen wie heute. Diese Situation schockiert und bestürzt mich. Genauso bestürzt es mich, wie viele Menschen gegenüber dieser Ungerechtigkeit blind sind - sei es durch Nichtwissen oder Desinteresse.

Sklaverei greift den Kern der Menschlichkeit an

Sklaverei ist ein Überbegriff von verschiedenen Systemen der Ausbeutung, bei denen Menschen zu Ware werden. Der Mensch wird als Ganzes – Körper, Seele und Geist – versklavt. Die Gewalt eines anderen macht ihn zur Ware mit Verfallsdatum. Bringt der Mensch nicht mehr die geforderte Leistung, wird er ausgetauscht.

Diese ultimative Aneignung eines Menschen dient der größtmöglichen Gewinnmaximierung der Sklavenhalterinnen und Sklavenhalter. Die meisten Menschen in Sklaverei leben in sogenannten „emerging economies“. Sie werden im Untergrund gehandelt und durch arglistige Täuschung, Bedrohung, Gewalt, Nötigung und Missbrauch von Macht festgehalten.

Besonders Kinder sind diesem Verbrechen schutzlos ausgeliefert, wie der Junge in der Goldmine. Für die Mehrheit der insgesamt etwa 300.000 Kindersklaven auf Haiti sind sexueller Missbrauch und Vergewaltigung konstante Begleiter ihres Alltags. Die Not von sexuell ausgebeuteten Kindern über das Internet sprengt meine Vorstellungskraft. Auf den Philippinen werden Kinder live vor einer Webkamera brutal misshandelt und vergewaltigt.

Es sind stummen Schreie, versiegte Tränen, aufgesetzte fröhliche Gesichter für die „Kunden“. Sklaverei ist Folter für die Seele dieser Kinder. Weil Sklaverei systematisch die Unversehrtheit eines Menschen zerstört, ist sie eine der schlimmsten Menschenrechtsverletzungen überhaupt.

Nicht zu vergessen ist auch, dass Sklaverei einem Menschen die Freiheit und Möglichkeit raubt, sein Potential zu entwickeln. Menschen in Sklaverei wird vorgeschrieben, wann sie schlafen und wann sie essen sollen. Neben der schweren Arbeit wird ihnen gerade nur so viel Zeit zum Überleben gewährt, um produktiv zu bleiben. Es nimmt ihnen das Recht, in Unversehrtheit ein Leben zu gestalten, das in ihrer Verantwortung liegt.

Sklaverei darf uns als Gesellschaft nicht unberührt und untätig lassen. So sehr mich dieses menschenverachtende Unrecht aufwühlt, so sehr wünsche ich mir, dass wir zusammen – durch viele einzelne Stimmen wie deine und meine – laut werden und Veränderung bewirken.

Das könnte dich auch interessieren…

Mehr
Bulgarien: Kräfte bündeln gegen Menschenhandel

SOFIA, BULGARIEN – Mit der Unterzeichnung eines wegweisenden Kooperationsabkommens mit der Nationalen Kommission zur Bekämpfung des Menschenhandels (NKBM) in Bulgarien weitet IJM sein Programm gegen Menschenhandel in Europa auf den Balkanstaat aus.

Sarah: "Ich kenne meine Rechte!"

Monatelang wurde Sarah aus Uganda von ihrem gewalttätigen Partner schwer misshandelt. Als sie ihn bei der Polizei melden wollte, sagten ihr Freunde und Verwandte, dass es sich nicht gehöre, ihren Mann anzuzeigen. Doch Sarah kämpfte gegen alle Widerstände für ihr Recht, in Sicherheit und Würde zu leben.

2023 weist den Weg gegen Sklaverei - Unser Jahresrückblick

Im Jahr 2023 sah sich unsere Welt wachsenden Herausforderungen gegenüber, die neue Unsicherheiten schüren. Umso mehr gibt es uns Hoffnung, engagierte Menschen zu erleben, die mit uns echte Veränderung bewirken im Einsatz für Freiheit und Gerechtigkeit. Gemeinsam mit Unterstützerinnen und Unterstützern von IJM gelang es uns 2023, in unseren Projektregionen nachweislich Sklaverei und sexuelle Ausbeutung erfolgreich zu bekämpfen. Unserer Stimme verschafften wir im politischen Dialog Gehör, um Menschen in Armut weltweit vor Gewalt zu schützen. Für uns bei IJM war 2023 ein wegweisendes Jahr im Einsatz gegen Sklaverei!

Kinderrechte sind keine Rechte zweiter Klasse!

Dietmar Roller appelliert an die Bundesregierung, den Schutz von Kindern im digitalen Raum ernsthaft zu gewährleisten, vor dem Hintergrund der Beratungen über die sogenannte "Chatkontrolle" auf europäischer Ebene.

Willst du Menschen aus Sklaverei befreien?

  1. 1
  2. 2
  3. 3

Persönliche Daten

Spendenbetrag:

Gib uns gerne Deine Telefonnummer, um uns eine Möglichkeit zur besseren Spendendenbetreuung zu geben. Wir nutzen Sie sehr verantwortlich.

  1. 1
  2. 2
  3. 3

Zahlungsweise

Spendenbetrag:

Bitte wähle eine der folgenden Zahlungsweisen:

Du spendest einmalig.

Zurück
  1. 1
  2. 2
  3. 3

Thank You!

Your receipt has been sent to your email.

How was the experience for you? Tell us here.
Questions? Contact us at [email protected] or at 703-465-5495

Donors in Australia, Canada, Germany, the Netherlands, or the United Kingdom: by making a donation you agree that we may transfer your personal information to our IJM advancement offices in your country. That advancement office may contact you about future donations or for other fundraising purposes.

Login

Donor Portal

Review your giving, tax statements and contact info via the IJM Donor Portal.

please sign in
Email Sign Up
Get updates from IJM on stories from the field, events in your area and opportunities to get involved.
sign up