or zwei Jahren erzählten wir die Geschichte von Thaiyamma und ihrer Familie, die vier Jahre lang von dem Besitzer einer Holzfällerei in Südindien brutal zur Arbeit gezwungen wurden. Nach ihrer Befreiung lebt die junge Frau mit ihrer Familie heute in Freiheit. Doch in ihr brennt der Wunsch, etwas zurückzugeben…
Thaiyammas Befreiung gelang, weil sie den Mut hatte, sich vor die verängstigten Arbeiterinnen und Arbeiter zu stellen, mit denen sie in Sklaverei gefangen war. Im entscheidenden Augenblick war sie diejenige, die ihre Stimme erhob und der Polizei von der Ausbeutung und den Misshandlungen durch den Besitzer der Holzfällerei erzählte.
Freude über ein besseres Leben
Thaiyammas Familie kam frei und das Baby, mit dem sie schwanger war, konnte in Freiheit geboren werden. Heute lebt Thaiyamma zufrieden mit ihrer Familie in ihrem Heimatdorf in Tamil Nadu. Ihre Tochter Lavanya geht in eine Balwadi (Vorschule). Ihr Bruder Lakshmanan, der von allen liebevoll Bablu genannt wird, begleitet seine große Schwester.
„Manchmal liegen wir einfach nur wach und schauen zu der Glühbirne, die in unserem Haus brennt,“ erzählt Thaiyamma. „Dann erinnern wir uns an all die Nächte, die wir in Dunkelheit und ohne ein Dach über dem Kopf schlafen mussten. Wir hätten nie gedacht, dass wir eines Tages ein besseres Leben führen würden.“

Hoffnung kann man weitergeben
Thaiyammas Mut und Entschlossenheit, sich wie bei ihrer Befreiung für andere einzusetzen, ist ungebrochen. Vor einiger Zeit bot Thaiyamma sechs Familien, die aus Sklaverei befreit worden waren, ihre Hilfe an. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Devendran bat sie die Familien, in ihr Dorf zu ziehen, um dort in Freiheit zu leben.

Thaiyamma und Devendran kauften ein Stück Land, auf dem sie ihre eigene Holzfällerei errichteten und die sechs Familien anstellten. Das Ehepaar wünscht sich, Menschen etwas zurückzugeben, die wie sie selbst einmal in Sklaverei gefangen waren.
„Die Familien sind glücklich bei uns, nachdem sie so lange in Sklaverei gelitten haben. Ich wünsche mir, dass sie immer so glücklich bleiben und wir gemeinsam erfolgreich in unserer Holzfällerei werden. Das ist mein Traum!“ sagt Thaiyamma stolz.
Unnachgiebiger Einsatz für andere
Deswegen gibt Thaiyamma auch nicht nach und setzt nach langen Verhandlungen bei den örtlichen Behörden durch, dass ihr Dorf in ein staatliches Unterstützungsprogramm aufgenommen wird. Zehn neue Ziegelhäuser werden anschließend gebaut. Dort finden sowohl die angestellten Familien als auch weitere Schutzbedürftige aus der Gemeinde ein Zuhause.
Doch Thaiyammas Engagement für ihre Familie und die Menschen um sie herum reicht weiter. Sie erhebt nicht nur ihre Stimme, um mit ihrer Geschichte eine Vereinigung ehemaliger Betroffener zu unterstützen. Sie leitet auch eine Selbsthilfegruppe in ihrem Dorf. Dort erklärt sie Frauen, wie sie am besten Geld sparen können, um für genug für die Versorgung ihrer Familien zu haben.

Und auch in Zeiten, die weltweit Herausforderungen bringen, ist Thaiyamma für ihre Mitmenschen da. Als die Corona-Pandemie ihre Heimat erreicht, zögert sie nicht. Sie versammelt kleine Gruppen aus ihrem Dorf und beginnt, sie nacheinander aufzuklären, wie sie sich vor den Gefahren einer Ansteckung schützen können.
Thaiyammas Mut und Entschlossenheit inspirieren. Sie zeugen von der Kraft, Hoffnung an Menschen weiterzugeben, die sonst ohne Hoffnung wären.